Näher ran an die Leser

"Help shape the Guardian's news coverage by talking to our editors and reporters about upcoming stories as we work on them." So lautet die Essenz eines Experiments, auf das sich die britische Tageszeitung The Guardian im vergangenen Oktober eingelassen hat. 

Worum geht es genau? In Kürze: Der Guardian hat sein Newsdesk für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Nachrichtenredakteure stellen die Themen, an denen sie gerade arbeiten, online und aktualisieren die Tabelle kontinuierlich. Wohl gemerkt: Die Redaktion lässt sich in die Karten gucken, bevor die Storys rausgehen. Das finde ich ziemlich spektakulär.

Leser, die etwas anmerken wollen, können das per Tweet an den zuständigen Redakteur (unter dem Hashtag #opennews) oder via E-Mail tun. "You can tell us what you think of individual stories and suggest lines of inquiry", werben die Redakteure für die Idee. Superdupergeheime Storys bleiben allerdings mit Blick in Richtung Konkurrenz unter Verschluss. Verständlich. 

Was bringt das Ganze? Der Twitterstream unter #opennews gibt meiner Meinung nach nicht viel Informatives für die Guardian-Journalisten her. Dieser Meinung scheinen sie auch selbst gewesen, denn die Strategie wurde im Januar erweitert. Um die Kommunikation mit den Lesern besser zu gestalten, gibt es seitdem "Newsdesk Live", einen Blog, der die Inhalte der Redaktionskonferenz live zusammenfasst. Der Appell an die Leser wurde leicht umformuliert: "Each day on the Newsdesk live blog, the Guardian's national news team will bring you the news as we break it, explain how we choose what we report and why – and ask you to get involved. Send us your ideas, evidence and experiences to help shape our coverage."

Die Blogeinträge fielen zu Beginn äußerst ausführlich aus, ist mittlerweile aber stark eingedampft worden. Vielleicht waren die Kommentare der Leser nicht ergiebig genug, um diesen Aufwand zu rechtfertigen. Einige Leser haben sich auch darüber beschwert, dass das Feedback der Redaktion auf ihre Kommentare ausblieb. So ganz rund läuft die Sache also nicht. Trotzdem: Die Idee ist innovativ und verdient es, weiter beobachtet zu werden.

http://www.guardian.co.uk/news/series/newsdesk-live

 

In Bälde Bonn

Demnächst fahre ich nach Bonn, habe ich beschlossen. Nicht, um mir in den Rheinauen die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen - falls sie je wieder scheint -, sondern um am DJV-Symposium "Besser online" teilzunehmen.

Gleich zu Beginn wird Online-Prominenz in Form von Jeff Jarvis geboten. Ich bin gespannt. Und danach, tja, danach habe ich die Qual der Wahl. Keine Ahnung, welchem Workshop ich den Vorzug geben soll. Ich werde nochmal in mich gehen…

Für alle, die das Symposium interessieren könnte, habe ich hier das Programm: